back 2 "enlightenment"

6. Disciple

 
"No man but a blockhead ever wrote except for money."
- JOHNSON, Pune Newsline, Wednesday, Dec. 25 1996

Disziplin, Schüler, Schule: wer durch kommt, ist fertig damit, bekommt Scheine, die sich in Geldscheine umsetzen lassen. Andere wenden sich aus tausenderlei Gründen ab. Dropouts fallen raus. Einige Dropouts führen dennoch ein erfolgreiches Leben. Was den Ashram mit seinen Gruppen und Zwängen anbetrifft, seinen von Bhagwan empfohlenen und für die heutige Zeit angepassten Meditationen, kannst Du dabei sein, musst aber nicht.

Es sollen Dich umso mehr und erstaunlichere Veränderungen bereichern, je mehr Du Dich in die Ashram-Aktivitäten einbringst. So sagen die, die drin sind.

Einige  aus der Sheela-Gang kamen in den US-Knast. Vielleicht taten sie auch nur, was ihre Liebe zu Bhagwan, zur Commune vermochte. Oder Bhagwan war ihr Drahtzieher.

Der Einzelne kann in einer Gruppe schlecht einzelner bleiben. Er passt sich an, um sich nicht aufzureiben. Gelingt ihm seine Anpassung nicht oder nur schlecht, schmeißt ihn die Gruppe raus. Dropout. So geschah es einigen Sannyasins in Rajneeshpuram

Bhagwan zog mit seinem ganzen Zirkus Mitte 1981 von Poona nach Oregon um. Während Bhagwans  drei schweigender Jahre von 1981 bis 1984 baute die Sheela-Gang  ihr mörderisches Machtgefüge auf.

Poona Universität 

Es waren keine üblich verhetzten Pressemeldungen sondern Nachrichten aus der Sannyas-Szene selber: Ma Shanti Bee beging das Attentat mit einer Giftspritze während des Masterdays 1985 auf Sw. Amrito. Amrito, selber Arzt, wollte auf keinen Fall ärztliche Hilfe für seine plötzlich auftretenden Krämpfe im Commune-Krankenhaus. Sein Instinkt muss ihn geschützt haben. Er verlangte seine Behandlung außerhalb der Commune. So überlebte er. Den Sachverhalt bestätigt mir ein Sannyasin, der dabei war.  Heute noch, 12 Jahre später.

Unbestätigt bleibt das Gerücht, dass Sheela selbst Bhagwan schleichend während seiner Schweigeperiode zu vergiften trachtete. Ihre Absicht soll gewesen sein, Bhagwan zum Schweigen zu bringen. So wollte Sheela ihre ungeheure Machtfülle bewahren. Wer weiß noch um das Gerücht, wer will 12 Jahre später davon noch wissen? Diese Infos sind hier während der Filmproduktion von Dr. Jabbar, einem Oscar-Preisträger, von alten Ranch-Sannyasins offenherzig zu bekommen.

 

Der holländische Managment-Trainer Sw. Anil, Sannyasin von 1978, sitzt lächelnd neben Dir. Du trägst Sw. Premanadas Jacke. Sw. Premananda spielt den Parlamentsvorsitzenden J.R. MacDonald. Als Einziger von uns spricht er ein paar Sätze. Oft kreuzt er noch als wichtig einher blickender, britischer Scharzkittel-Sannyasin Deinen Weg.

Daly (Kabir 3895), Belgier mit selbstgegebenem Künstlername ist einer der Jüngsten von uns. Er sucht noch nach der preiswerten Taxifahrt für seinen Rückweg nach Bombay.

Ghandi und Dr. B.R. Ambedkar, aus der Hindu-Kaste der Unberührbaren, bekriegen sich wortgewaltig. Und Swami Premanda vermittelt als der Lord J.R. MacDonald, damit Indien seine Verfassung und Selbstständigkeit erhält. Osho hörst Du erzählen, daß die Briten nach 300 Jahren Ausplünderung ihren bankrotten Kolonie-Laden loswerden wollten und mußten.

Ambedkar spielt der indische Moovie-Sta heißt Mahmudi. In den letzten 15 Jahren hat Mahmudi 200 Filme gedreht. Dieser Star kennt dann auch das neue Betriebssystem für Palmtops: "Windows CE". Der Psion bleibt besser: In 32 Batterie-Arbeitsstunden hat er nun 1000 Milliamperestunden aus den Lithium-Zellen gezogen. Erst nach 77 Stunden Arbeit sind diese Hauptbatterien am Ende.

n0by als Comparse im Poona-Filmprojekt

Das Filmereignis entließ die Letzten gegen Mitternacht. Wer dann glücklich, müde sein Heim erreicht, der muss damit rechnen, das kein Wasser läuft. Lokale zu der Zeit mögen einige Eingeweihte kennen, nicht aber ein Neuankömmling in seinen ersten Indien-Wochen. Wenn dann morgens auch noch Wasser fehlt, wird es schon schwieriger die Ruhe zu bewahren. Vor allem, wenn der Tag davor Dich 16 Stunden gleichsam im indischen Alltag staubig stresste. Was ist der dritte Tag im Film denn anders als Alltag?

Der Ashram, die Morgen-Lecture, hilft Dir gleichsam wie mit einem Fallschirm mit Deiner sinkenden Stimmung auf den Grund Deiner Gefühle zu springen. Im Ashram fällst Du leicht und weich, wenn sonst Dir die Reise zum Horror zu werden droht. Und im Ashram kommst Du auch wieder raus aus Deinen Krisen. Der stille Park am Back-Gate, dem Hintereingang also, bietet Dir eines der größten Güter in einer großen Stadt: Ruhe, Natur und Einsamkeit. Ein stiller Bach, Baumschatten, wenige Vögel und Spaziergänger unterhalten mehr als sie stören.

Ein guter Disciple zieht nun die roten Gewänder an, um sich in seinem seelischen Wachstum in den zahlreichen Ashram-Aktivitäten zu schulen. Einzelgänger können für 5000 Rps. sich stunden-, fünf Tage lang in tiefe ZaZen-Meditation in die eigene Stille versenken, Geselligere suchen Spaß und Selbsterkenntnis in anderen Gruppen. Helfer im Ashram erhalten Vergünstigungen, kein Geld.

Ein schlechte Note ist dem Disciple für folgenden Satz sicher: "Sannyasin, die nicht fähig waren, vor Bhagwans Augen mörderische Verbrechen zu verhindern und sogar etwa mit begangen haben, sind mit Vorsicht zu genießen."

Dass eine Orange in der Ashram-Kantine 8 Rps, zwei vor dem Ashram beim Straßenhändler 5 Rps. kosten, mag der Preis für Sauberkeit und den schönen Platz sein. Eine schlechte Disciple-Note scheint allerdings gewiss, wenn hier den Ess-Tempeln im Ashram das abwertende Wort Kantine zufällt. Es ist in der Tat auch ungerecht, wenn schon MacDonalds seine Klopsbratereien als "Restaurants" bezeichnet.

Schlecht steht es mir auch als Disciple an, Sw. Ramateertha in seiner roten Robe auf dem Motorroller anzusprechen vor dem Lokal Prems: "Wir sollten auch nochmal miteinander sprechen." "Wie lange bleibst Du?" "Bis 26. Januar 97" "Dann ist ja noch Zeit."

Ma Anand Sheela hatte die Zusammenlegung der kleinen Ashrams angeordnet. Unser 20 Mitglieder umfassender Aachener Ashram sollte komplett nach Köln ziehen. Swami Ramateertha war und ist wohl dort noch Vorsitzender. Doch nenne ihn besser nicht den "Papst von Köln"! Eine Ma Rachita aus München hat sich für den flapsigen Ulk schon eine Backpfeife von dem Center-Maestro eingehandelt.

Swami Ramateertha hat mir nicht erlaubt, nach dem Masterdays-Festival 1984 Anfang Juli in "seinen" Kölner Ashram einzuziehen.  "You go back to the Ranch," war damals sein "device", also Rat. Fromme Schüler folgten dem hingebungsvoll, was "surrendern" hieß. Es gab außer Ausstieg auch keine Alternative.

7. Das Interview