Im Satsang meldet sich Swami Bodhi nach den üblichen, freundlichen, einleitenden Sätzen unter dem Licht des vollen Mondes:
"Ganz am Anfang hast Du gesagt, Du kannst uns nichts geben. Wenn Du erleuchtet bist, kannst Du es geben." |
Swami Bodhi bringt Tyohar aus der Ruhe. |
Wie ein Verschwörer schleiche ich mich nach dem Satsang zum Swami Bodhi,
tausche Namen und bitte ihn, doch das nächste Mal wieder zu kommen. "Sucking" war eines dieser Gütezeichen, dass
meine Freunde von der Ranch und anderen heiligen Orten mir anheften - wahrscheinlich bis heute, nur nicht mehr laut.
Mir hat zwar bis heute niemand erklären können, was dieser Fachausdruck der New-Age Industrie meint, doch
mein Gefühl verheißt nichts Gutes. Diesmal hat es also Swami Bodhi erwischt. Der so Gescholtene verdient
mein Mitgefühl in höchstem Maße. Endlich Salz im Satsang!
Mein Yuppie-Meister beginnt, bei der ersten frechen Frage vom Sockel zu purzeln.
Ich verspreche Swami Bodhi, seine übergangene Frage im small Satsang nach der Veranstaltung zu stellen.
Ich sehe die ganze Runde nach dem Aha-Erlebnis mit vollkommen anderen Augen. Er fängt an:
"Ich muss mich entschuldigen für das Erlebnis der Art. Gestern hat er schon die Energie zerstört mit seiner Frage der 'Ha-Jetzt-Hab'-Ich-Dich-Art'. Und ich habe ihm das Mikrofon gegeben. Doch das ist die Art, wie die Existenz ist, also brauche ich mich nicht zu entschuldigen."
Was denn nun eigentlich, denke ich mir.
Die nächste Frage in der vertrauten Runde lässt meinen geliebten Erleuchtungs-Yuppie weiter zum Staub aller ärgerlichen Sterblichen zerfallen:
"Wenn der Swami jetzt wieder kommt, sollen wir ihm dann den Zugang verwehren?",
fragt Swami Shivaprasad.
"Auf jeden Fall! Das ist ein privates Dach. Und ich bin der Gastgeber hier. Und ich kann mir meine Gäste aussuchen."
Ich beobachte die Runde mit der wilden Kraft eines im Buddha-Feld für vier Wochen gewachsenen Swamis, der sich mit nichts anderem aufgehalten hat, als mit dem Kino in seinem Kopf. Und das Programm läuft seit Jahren und heißt "enlightment intensive", um auch ein wenig mit Wortmüll von der umweltfreundlichen Erleuchtungsindustrie umher zuschmeißen.
Die Hündin legt sich mit warmem Fell an mein Bein und dreht sich auf den Rücken. Alle vier Pfoten streckt sie in die Luft. Erstmals
betrachte ich Ma Chandani, des Jung-Meisters hübsche Freundin, genauer. Es ist ein enges Dreieck: der Meister im Sessel,
ich dicht vor ihm, seine Holde auf Seiten, der Hund zwischen Meister und mir.
Ma Chandani ist gespannt, nervös. Ihre Hände zappeln in dauerndem Krampf. Sie bemerkt
meinen Blick und faltet die Hände. Es hilft ihr nichts. Minuten später beginnt sie, den goldenen Ring am Finger zu drehen. Groß und gläubig ruhen ihre Augen auf dem Angebeteten, groß und ungläubig die
meinen auf der Szene.
Christine, die die Organisation zum mindest für Österreich, wenn nicht für mehr übernimmt, versucht, die gespannte Runde zu beruhigen:
"Du hast doch selbst soviel heute über Acceptance gesprochen. Was ist denn so schlimm daran, wenn ein junger Swami sein Ding hier dreht?"
Tyohar weicht ganz schnell, kurz und nichtssagend auf sein Retreat aus, was zwei Kleinbusse mit 50 Leuten nach Mahabaleshwa führen wird.
Die 10000 Rupees zahlenden Teilnehmer sollen den ganzen Tag schweigen. 5000 für die Tyohar-Stiftung davon ergeben 5000*50=250.000 Rps,
mehr als 11.000 Mark,
über 7300 US-Dollar.
Die Fragen zum Abend-Satsang müssen die Schweigenden im Retreat dem Jüngling schriftlich vorlegen. Der Fernseher wurde aus dem Hotel auf Wunsch der Gemeinde entfernt. Der Meister will künstliche Langweile zu dem Punkt bringen, dass sie nicht mehr als solche empfunden wird.
Musikinstrumente sind gestattet, doch kein Gesang. Die Energie soll den Suchenden nicht über die Stimme verlassen, weil dabei für das fünfte Chakra viel verloren gehe. Was das nun wieder ist,
denke ich mir, staunend ergriffen vor dem Wunderlichen.
Ich fliehe die Veranstaltung, so schnell ich vermagst. Swami Deva Werner hat seine Taiwanesin mitgenommen. Ihr Jauchzen erinnert
mich, dass es doch noch andere Vergnügungen gab als Schreiben und der vor Dir fliehenden Wahrheit nachzulaufen. Ob es aus dem fünften Chakra kommt?
Ma Fulwarei mit Freundin |
Um 21.30 Uhr hat sich Ma Jivan Fulwarei mit ihren japanischen Freunden angesagt, die
mein Zimmer übernehmen wollen. Der japanische Swami Anand Koji bemerkt sofort
meine hinkende Hingabe für die von mir verschreckte Schönheit.
Ich habe sie mittlerweile dermaßen verstört, dass ich mit um nichts mehr mit ihr kämpfen
mag. Doch ist es nicht jedes mal wie Kampf, sich zu verbinden und sich zu trennen? |
Während sie sich unten bei ihr vor offener Tür unterhalten, radele
ich schnell ins Zen Hygenic-Restaurant. Orangensaft und die Kanne Tee, die nicht auf der Speisekarte stehen, verschaffen sie
mir dennoch: "Aus der German Bakery", meint der Kellner ein wenig vorwurfsvoll, als er mit dem Tablett kommt. Als ob
ich die Tabletts aus dem quirligen Treffpunkt unten nicht kenne, doch meine Erziehung und Achtung vor ihrer Leistung lässt ihn nur Dein
"Danke" hören.
Morgen um 9.00 Uhr ist silent Satsang. Ich habe Swami Bodhi davon auf dem Dach noch flüsternd unterrichtet. Gelangweilt meint er nur:
"Ich sitze immer silent, wenn ich sitze."
Na bitte, kommt bald das nächste Dach in Mode?
Wenn Du der Einbildung keine Kraft mehr einräumst, verlieren die Dinge ihren Zauber. Auch der silent Satsang läßt Dich dann nur noch hören, was da ist. Das ist wunderschön. Irgendwann wertet der Mind: Sind Oshos Worte nicht wie Klänge aus einer anderen, noch besseren Welt?
Wichtiger ist jetzt, wie ich das Apartment an Anand Koji weiterbringe.
Mit Ma Fulwarei, die ich erwartungsgemäß in der Schlange zum Essen von Mariam nach der Dynamischen
treffe, ist es schwer:
"Sudesh, bitte laß mich, o.k?"
"Kein Problem, wirklich nicht."