Harald, Bruder, Mutter, Onkel, Tante - auf der Lebensbühne



Wieder unterwegs: Es ist der 24. Mai, Bob Dylan's Geburtstag. Der herrliche Job ist schon um Halbfünf erledigt. Die verstopften Autobahnen lassen immer noch genug Raum, um 500 Kilometer in fünfeinhalb Stunden abzureiten - nicht schlecht.

Diese Frühlingsreise besuche ich allein meine alte, alte Mutter und ihre Schwester. Mima, meine Frau, verkauft Freitag, Samstag wieder Spargel. Donnerstag ist frei, Vatertag oder Christi' Himmelfahrt. So habe ich fünf freie Tage vor mir!

Donnerstag nach meinem Job fahre ich also und ruhe dann endlich um 10.00 Uhr abends. Das kleine Dorf neben der Autobahn heißt Zierenberg. In der einzigen Kneipe in Zierenberg kann ich sogar noch ein Bier vor der Nacht schlürfen. 

Der Himmel ist sternenklar, nachts fällt das Thermoter auf etwa fünf Grad. Doch die Heizung in der Seekuh arbeitet gut. Mit der Lärmisolierung murmelt der Ventilator nur noch leise. Ich bin in Mima's herrlichen rollenden Heim glücklich! Bevor ich einschlafe, vertreibe ich mir noch ein wenig die Zeit mit dem Kurzwellenradio.

Freitag früh 6.00 Uhr: Die Straßen sind herrlich frei. Die letzten 150 Kilometer fahre ich so schnell wie möglich. 

Gerade rechtzeitig komme ich in Bad Laer an: Die alte Mutter und die alte Tante sitzen beim Frühstück. So treffen wir uns also wieder wie schon unzählige Male zuvor und sind glücklich. 

Das Bad neben ihrer kleinen Pension erfrischt. Die Luft ist zwar nur etwa 10 Grad kalt, doch das Wasser ist auf 24 Grad aufgeheizt. Dampf steigt in die Kälte über dem Schwimmbecken.

Nach dem Bad ist es einfach wunderbar, die kalten Füße im Luftstrahl des Gasofens zu erwärmen. Im Wohnmobil fühle ich mich überall daheim. 

Mein 90 Jahre alter Onkel kommt auch. So feiern wir den 82jährigen Geburtstag meiner alten Tante.

Regen, Regen, nichts als Regen - tagelang. 

Am Abend geht die Fahrt 150 Kilometer weiter nach Dortmund zu meinem jüngeren Bruder. Mein jüngerer Bruder Ulrich ist Lehrer und seit 25 Jahren Sänger in einer Reggae Band. Er hilft mir, die letzten Holzarbeiten bei der Seekuh zu erledigen. Seine Frau Heike kocht uns zwei riesige Fische. Wir verbringen eine glückliche Zeit zusammen. 

Das nächste Reiseziel ist Münster. Mein Freund Harald noch aus Studienzeiten ist seit Jahrzehnten arbeitslos - genau wie sein Bruder Jürgen. Harald dirigiert einen Chor, wofür er ein geringes Zubrot als 1-Euro-Jobber zu seiner Hartz-IV-Sicherung erhält. Die Stadt Münster zahlt sogar 1,5 Euro pro Stunde. Harald liebt diese Arbeit und schreibt eigene Kompositionen. 20 Jahre zuvor war Harald schon Tenor zu meinem Akkordeon-Spiel. Das war damals ein riesiger Spaß.

Jürgen, Harald's älterer Bruder, ist so alt wie ich. Die Beiden führen etliche Lieder im Konzert am Abend auf. Ihr Name: ''Brüder 20. Jahrhundert''.

Doch erstmal sitzen wir beisammen und tauschen unsere Erfahrungen aus. Harald lebt mit seiner Gefährtin in einer neuen Wohnung, wo sogar Musiker willkommen sind. Das alte Haus ist 1901 mit dicken Mauern und dreieinhalb Meter hohen Räumen erbaut. Es passt alles bestens. Ist es nicht irgendwie ein Wunder, wie das Leben für uns alle sorgt?

Der Organisator des Musik- und Theater-Abend nennt sich ''Knall Mann'' (www.meinefresseclub.de). Die Aufführung findet in einer Wein- und Getränkehandlung statt. Den größten Teil der Zuhörer bringt Harald mit seinem Chor mit, den er aus 13 Arbeitslosen aufgebaut hat.

Es rührt mich schon seltsam an, meiner alten Kabarett-Komposition zu lauschen, die ich vor 25 Jahren geschrieben habe: ''Das Lied von der Arbeitslosigkeit''..

Den Song habe ich damals gebastelt, als ich mit alle Studien in Aachen gescheitert war. Arbeitslos, mit wenig Geld, hatte ich nichts anderes zu tun, als meine feurige, junge Energie in die Musik zu stecken. So habe ich Lieder an meinem alten Klavier geschrieben. Mehrere Jahre lang habe ich täglich stundenlang Klaviermusik von Komponisten wie Beethoven, Bach, Schubert, Czerny etc. geübt.

Den Refrain meines Arbeitslosen-Liedes 1978 bringt nun Harald mit seinem Chor: ''Es lebe die A-a-rbait, es lebe die A-a-rbeit, es lebe die Arbeitslosigkeit!''

Ganz gerührt von diesen Erinnerungen verlasse ich Münster und komme gegen Mitternacht in Bad Laer an. Genau vor dem Schwimmbad schlafe ich einige kurze Stunden. Das Bad öffnet um 6.00 Uhr früh. 

Mit den ersten Schwimmern erhole ich mich von den nächsten 250 Kilometer Bad Laer, Dortmund, Münster und zurück. Das Auto ist noch zusätzlich mit sieben, großen Umzugskarton gefüllt, die Haushalt meiner alten Mutter enthalten. Sie braucht diese kostbaren Kristallgläser nicht mehr, das Geschirr mit dem Goldrand, die silbernen Löffel, Gabeln und dergleichen. Denn Mutter verbringt nun ihre letzten Jahre in kleinen Pensionen, die ihr alle Mahlzeiten fertig bereiten.

Sonntag fahre ich nun diese sieben Umzugskarton zu meiner Tochter Esther und ihrem Freund Ingo, deren Leben Fahrt aufnimmt, während das meiner Mutter an Schwung verliert. Der Kreislauf von Generationen schließt sich wieder. Doch alle diese Haushaltwaren sind vollgesogen mit Erinnerungen meiner Kindheit und Jugend.

Die wunderbare Seekuh schwebt Samstag in Höchstgeschwindigkeit über die Autobahn gen Süden. Die LKW erholen sich von der Woche in den riesigen Parkarealen neben der Bahn. Bei 180 Kilometer in der Stunde muss ich absolut wachsam fahren, weil das hohe Auto bei Seitenwind sehr empfindlich schwankt.

Nach ein paar Stunden treffe ich meine Tochter in Nürnberg, lade die sieben großen Kartons mit den Schätzen aus, die meine alte Mutter nicht mehr braucht. Dann können wir endlich in der Sauna und dem Thermalbad Hersbruck bei freundschaftlichen Gesprächen ausspannen.

OZAY mag vielleicht Spaß daran haben, einem lieblichen Swami Bodhi Heeren im Chatboard von Pramatha zu schreiben? Anbei die Adresse:: www.sannyasnews.com

Weil mich meine Spiele in der Realität voll beanspruchen, habe ich weder Zeit noch Energie und auch keine schnelle DSL Verbindung, um in elektronischen Quasselbuden mit zu spielen.

Während ich mein Inneres Fernsehen vor Augen habe, beschreibe ich, was auf dem Bildschirm innen und außen auftaucht. Das ist mir Unterhaltung genug. Tja, ein Guru wie Rasa mag ja recht haben, dass Männer Frauen im Fleisch als Spiegel der Göttlichkeit verehren. Vielleicht ist das umgekehrt ja ähnlich, könnten Männer ja mal verliebte Frauen fragen.

In meinem fortgeschrittenen Alter reicht es vollkommen aus, wenn die seit 10 Jahren eingespielte Beziehung mit meiner Mimamai in ausbalanciertem Frieden floriert.

Nur in E-Mails gehen Streitereien weiter, weiter und weiter. Ein Satsang-Guru wie Maitreya bereichert die n0by Gruppe mit seinen Lebensberichten: Maitreya taucht tiefer und tiefer ein von Samadhi zur Erleuchtung und verliert sein EGO, indem er sein übles Karma in schweren Erkrankungen abbüßen muss, bevor sich ihm sein Drittes Auge zur Klar- und Wahrsicht eröffnet etc. pp.

Mein Verstand erfreut sich an diesen Geschichten wie am Gesang der Vögel im Mai, dem Klang der fallenden Regentropfen und dem sanften Hauch, der atmend mein Blut mit Sauerstoff versorgt.

Ist das Leben nicht eine wunderbare Reise ins Mysterium?


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