''Wofür die vielen Worte?''


 

 



Von Lodz nach Breslau (Wroclaw): die Straßes sind lang, laut, staubig und häufig in erbärmlichem Zustand. Für die 180 Kilometes zwischen den beiden großen Städten habe ich vier Stunden ich vier Stunden gerechnet, mit einigen Pausen brauchen wir fünf.

Zum Glück finden wir in Breslau leicht den Camping Platz neben dem Olympischen Stadion. Mit 50 Zloty (12,8 Euro) ist es unsere teuerste Nacht in Polen und auch unsere letzte.





Mit zwei Zloty für jeden bringt uns die Straßenbahn in 20 Minuten ins Altstadt-Zentrum.





Wie in Danzig hat der Krieg in Breslau beinahe alles zerstört. Aber die Bewohner haben ihre Stadt wieder so aufgebaut, wie sie einmal war. Der Platz um das Rathaus ist der größte in Europa mit 173 to 208 Meter.



Stundenlang spazieren wir durch Breslau. Wir sind zu faul, einen Turm zu besteigen oder ein Museum zu besichtigen. Wir überqueren einige Brücken über die Oder und ruhen im Park beim Fluß. Mima besorgt einige Kleinigkeiten, während dessen ich die schnelle Internet Verbindung in einem Cafe nutze. Später am Abend fahren wir mit der Straßenbahn zum Camping Platz zurück, trinken ein Bier und sehen erstaunt mal wieder die ersten Regentropfen nach 10 Tagen.




Der Regen hämmert in der Nacht ein wenig auf Blauwal's Blechdach, doch mein tiefer Schlaf wird kaum gestört davon. Diesen Freitag verlassen wir Polen in Richtung Tschechei. Alle großen Straßen durchqueren Breslau, so dass der Verkehr sich staut. Doch in nur dreiviertel Stunden haben wir die Stadt um 9.30 Uhr hinter uns gebracht. An diesem Tag müssen wir 145 Kilometer fahren. Nahe hinter der Grenze nehmen wir den nächsten Camping Platz an einem See in der Tschechei.



Als letzte Stadt in Polen besuchen wir Zabkowice Slaskie. Der deutsche Name in der Karte lautet ''Frankenstein''. Der Stadtturm kann es mit dem Schiefen Turm von Pisa aufnehmen.




Als letzte polnische Beute kaufe ich ein Danziger Honiglikör, und Mima auf dem Markt eine neue Lesebrille (+2,5) für 10 Zloty.



Wir tanken Blauwal auf, fahren weiter und bewundern die liebliche, bewaldete Hügellandschaft. In diesem wunderschönen Flecken Erde verläuft die tschechisch-polnische Grenze.




Der erste Tschechische Camping Platz gleich hinter der Grenze in Ceska Skalice bietet einen großen See zum Schwimmen. In kleinen Restaurants kostet Fisch mit Fritten und einem ausgezeichneten Pilsener Beer nur 3,50 Euro.



Die Sonne scheint wieder. Einige weiße Wolken schmücken den blauen Himmel. Was will man mehr in den Ferien?

Mein Haarschnitt kostet in der Tschechei nur zwei Euro, den halben Preis wie in Templin, Ostdeutschland, ein Viertel des billigsten Angebots in München.

Den Nachmittag umqueren wir den See mit unsern Rädern, wobei die Dämmerung kommt.




Der Geruch von einem Futtersilo belästigt diesen Camping Platz am Stausee.

Den sonnigen Samstag Morgen fahren wir die 130 Kilometer nach Prag. Die Straßen sind sanft, sauber, glatt und gerade. Die letzten 50 Kilometer führt uns ein erstklassiger Highway in die Metropole Prag, eine gewaltig große Stadt wie die meisten Hauptstädte in Europa.




Zuerst halten wir bei einer Metro Station an einem bewachten Parkplatz. Mima will diesen Platz nicht, weil das Auto dort in der prallen Sonne stehen müsste. Den Schattenplatz will ich nicht, weil ich der Sicherheit für unsere kleinen Kostenbarkeiten im Auto nicht traue. Aber ich kann einen Stadtplan von Prag in der Metro Station kaufen.


Mit diesem Plan gerüstet, fahren wir zu einem Parkplatz im Grünen. Wir fahren einige Kilometers Richtung Zoo, überqueren einige Brücken und wollen bei einer Burg ''Troja'' bleiben..


In einer Seitenstraße wirbt gleich das erste Schild für einen Camping Platz, den wir gleich nehmen. Um 11.30 vormittags beginnen wir, Prag per Fahrrad zu erforschen.



Irgendwie finden wir auch mit Hilfe der Karte und der Sonne fünd, sechs, sieben Kilometer zurück, wir überqueren die Moldau auf kleinen Brücken, und nachdem wir noch einen kleinen Hügel geschafft haben, nähern wir uns der Altstadt.




Je mehr wir uns der Altstadt nähern, umso mehr füllen Touristen die Straßen. Die älteste Brücke aus dem Mittelalter ist so verstopft, dass wir dort nicht mehr radfahren können. In einem Park neben der Moldau sehen wir Tänze zu Musik aus dem Mittelalter.



An einem offen Feuer hämmert der Schmied an Eisenarbeiten, gerade im passenden Moment am passenden Platz, als der Sattle meines Fahrrads abbricht. Der Schmid schneidet die Kette zwischen Sattel und Fahrrad durch, und einige Stunden suchen wir nach einem neuen Sattel.




Von einem zollfreien Superkaufhaus ''Kotva'' schickt uns ein müder Verkäufer in nächste, dass ''Tesco' heisst. Dort kann ich einen neuen Sattel kaufen. Nur die gebrochene Schraube, um den Sattel zu befestigen, bekomme ich an dem Samstag nicht mehr.



So muss ich im Stehen zurück fahren. Das ist nicht besonders bequem, muss aber wohl lustig aussehen, weil viele Leute lächeln. Dies Lächeln habe ich in Prag weniger gesehen. Vielleicht waren Verkäufer und Kellner ebenso müde wie wir Touristen?




Doch endlich kommen wir zu unserem Camping Platz ohne weitere Schwierigkeiten um 19.00 Uhr heim. Meine liebe erschöpfte Mima und ich können in der Dusche ausspannen.



Wie jeden Abend verkündet meine liebliche Freundin: ''Moskito Alarm!''  TDas heißt, dass ich alle Türen und Fenster fon Blauwal, ihrem VW Transporter, geschlossen halten muss. Doch sie ist so fertig, dass sie selbst vergisst, die Türen zu schließen.




Manchmal macht Reisen Spaß, manchmal ist es hart. Der Magen erhält dauernd die Stöße von Schlaglöchern. Viele Toiletten sind schmutzig. Das Essen ist ungewohnt. Manchmal isst man abends zu spät, zu einer ungewohnten Zeit. So kann der empfindliche Magen leiden. Nach Stunden im Wagen liegen die Nerven blank, der Verkehrslärm schmerzt. Verkommene, alte Diesel-Motoren blasen schwarzen Ölgestank vor Deinem Auto in die Luft. Dann musst Du alle Fenster schließen. Folglich heizt die Sonne den Wagen auf, der nicht stark genug ist, den Stinker vor Dir zu überholen. In der Nacht wachst Du vielleicht auf, und kannst nicht wieder einschlafen. Deine unterhaltsame Kurzwellenstation sendet nur noch Pfeifen und Rauschen. Und Mücken belästigen Dich im Schlaf.

Die größte Schwierigkeit ist die Sprachbarriere. Mima fragt z.B. zweimal nach ''vegetarischem Essen, 'ist das OHNE Fleisch?''


''Yes, yes'',
antwortet und nickt die Kellnerin. Nach ihrem ersten Bissen beschwert sich Mima: ''iii! Wieder Fleisch! Diese Leute kümmern sich gar nicht darum, was ich sage!''

Nach mehr als zwei Wochen, beinahe 3.000 Kilometern, mit täglich wechselnden Schlafplätzen freuen wir uns auf die Heimkehr.




Morgens um 9.00 verlassen wir Prag. Die LKWs müssen um die riesige Stadt herum fahren. Nach dreiviertel Stunden sind wir auf der Autobahn nach Pilsen. Mima liest das Straßenschild: ''Nueremberg 271 Kilometers''. Tja, von dort sind wir am Samstag vor zwei Wochen losgefahren.



Manchmal frage ich mich: ''Wofür die vielen Worte?'' Meine Antwort: ''Zuerst mal für mich.'' In einigen langen, langweiligen Stunden will meine Fantasie wieder in all meinen Erinnerungen reisen, die dieser wundervolle, sonnige Sommer mit Bildern von Städten, Straßen, Stränden und Landschaften angefüllt hat - flach oder hügelig, mit Wäldern oder riesigen Sonnenblumenfeldern, die jetzt alle ihre schwarzen Köpfe unter dem Gewicht ihrer Sonnenblumenkerne hängen lassen.




In einer beklemmend pathetischen Art wächst die Liebe zu unserer Mutter Erde, wenn wir alle dankbar diese wunderbaren Geheimnisse unserer Natur bestaunen.



In Ceska Skalice, der ersten tschechischen Stadt nach der polnischen Grenze, beschreiben Schilder die Geschichte eines Krieges von 1866: ''Auf diesem Schlachtfeld hat die preussische Armee 87 Offiziere und 1400 Soldaten verloren''. Diese Kriegsbeschreibungen wiederholen sich endlos - von der Vergangenheit, Gegewart - wohl bis in die Zukunft.




As letzte tschechische Stadt besuchen wir Pilsen. 170.000 Leute leben dort, viele arbeiten in der berühmten Brauerei in Pilsen, andere in der Skoda Fabrik.

Die gotische Bartholomäus Kirche hat den höchsten Turm in der tschechischen Republik: 102 Meter. An der Eingangstür verkündet ein Schild: ''Blick über die Stadt und Informationsystem.''

Das Rathaus in Renaissance Stil und besonders die Synagogue sind weitere Sehenswürdigkeiten. In der Synagoge beeindrucken mich Bilder einer Ausstellung. Diese trägt den Titel: ''Yesterday was a war.''


Ja, so fühlt es sich an, wenn ich z. B. das Bild betrachte:
''Munich 1946, October-Feast''.


Wir essen zum letzten Mal in der Tschechei, zwei Portionen Salat, zwei Getränke mit Brot und ein Eiskaffee für nur neun Euro, tanken das Auto voll, und kommen zurück nach Deutschland.


Gleich rollt wieder ein Auto nach dem andern über die Bahn, obwohl LKWs von Samstag mittags bis Sonntag nachts Fahrverbot haben.



Bei einem kurzen Halt von einer Stunde in Regensburg möchte ich wieder einmal die gewaltige Kathedrale besichtigen. Erstaunlich, was diese mittelalterlichen Polit-Priester bauen ließen! Eine ähnliche Technik hat vergleichbare Gebäude in den meisten Europäischen Hauptstädten geschaffen.




Mittlerweile musste die Donau alle Regenwasser-Massen, die in der letzten Woche gefallen sind, fortschaffen. Wir können uns glücklich schätzen, dass der Katastrophen-Alarm aufgehoben wurde.



Über Mima's Laune schweige ich mich besser aus. Sie wollte schon nicht mehr so lange in Pilsen bleiben, sie wollte auch keine Stunde Zeit mehr in Regensburg verlieren. Sie wollte ihre Freundin Eeva in Ingolstadt besuchen. So streiten wir das erstmal - kurz bevor wir zu Hause sind.


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