Samstag Morgen 5.00 Uhr früh. München, 10 Grad unter null.
10 Grad minus. Der Deckel vom Auto-Ofen-Schornstein ist angefroren. Eine
Stunde lang rödelt die Maschine in unserer Strassse vor dem Haus, um den
Innenraum aufzuwärmen, um die Scheiben von Eis und Schnee zu befreien. Mit
einem Besen fege ich den Schnee vom Dach. Nach anderthalb Stunden steht das
Auto reisefertig. In Garmisch Partenkirchen taufen erste Sonnenstrahlen die ''Kramer-Spitze'' in weißgoldenes Licht. In den ersten Dörfchen in Österreich, in Ehrwald, Leermoos ist es noch kälter: 14 Grad unter null. Es strengt an zu fahren. AlleParkplätze sind vollständig gefroren und mit Eis und Schnee bedeckt. Mit ESP (elektronischen Stabilitätsprogramm) fährt das Fahrzeug mit Frontantrieb wunderbar. Busladungen junger Leute freuen sich auf das Ski-Wochenende. Etwa 30 große Busse bringen junge Abenteurer mit Skien und Snowboards. Daher reihen sich viele Menschen vor den drei Kassen auf. Ich muss beinahe eine Stunde lang warten. Dann, um 11.00 Uhr, bekomme ich mein Ticket für 28 Euro, 3 Euro weniger als das Ganztag-Ticket. Von 9.00 bis 16.00 Uhr pumpen verschiedene Lifte die Sportler auf die Bergspitzen. Skifahren ist harte Arbeit. Mittags muss ich im Wagen ausruhen. Ich koche Tee. Um das zu machen, muss ich die Skischuhe ausziehen. Im Wohnbereich des Autos bewege ich mich ohne Schuhe. Die Skischuh aus- und später wieder anzuziehen, ist auch harte Arbeit. Selbst in den Skischuhen zu laufen, ist harte Arbeit. Und es ist sogar hart, unter vier Hosen, zwei Hemden, Pullover und Wolljacket, den Hahn zu finden, um Wasser zu lassen. Meine Arbeit in München ist einfach. Vom ersten Februar muss ich nur noch vier Tage in der Woche arbeiten. So können meine Wochenenden drei Tage lang sein. Diese Wochenende geben mir neue Lebenslust. Wenn ich zu lange daheim oder in der Arbeit bin, fällt meine Energie ab. Es besteht die Gefahr, in eine bedrückte Stimmung zu verfallen. Dann zweifle ich an allem und jedem. Quälende Frage jagen mich: ''Wozu alle Anstrengungen? Jetzt, wo mein Kind sein eigenes Geld verdient, kann ich mich nicht tiefer und tiefer fallen lassen, bis ich ganz draußen bin? Draußen aus dem Rattenrennen für Geld, Anerkennung, ein bisschen Luxus? Kann ich nicht meine beiden Autos verkaufen? Ist es nicht genug, zu Hause zu sitzen und den Tag vorüber ziehen zu sehen?'' Auf dem Gipfel, endlich in 2040 Metern Höhe, da ist die Schönheit der Berge unbeschreiblich! Die Sonne wärmt den Körper auf. Die Sonne spiegelt sich in den Wolken im Tal mit blendenden Strahlen. Weiße Schneekristalle fließen durch die Luft wie Nadel aus Diamant. Jede strahlende Schneenadel tanzt in einem Überfluss von Licht. Auf dem Gipfel fühle ich wieder, wofür ich noch kämpfe. Mein Bart ist voller Eis. Der eisige Wind hindert mich daran, ins Tal zu brausen. Nur einmal donnere ich den langen Weg hinunter, um im Auto Pause zu machen, Wasser zu kochen, Tee zu bereiten und das heiße Getränk Schluck für Schluck zu schlürfen. Zurück in der Sonne über den Wolken im Tal tankt der Körper wieder Wärme auf. Am Ende muss ich doch hinunter fahren. In Ehrwald heizt die Sauna meinen Körper auf, danach eine heiße Suppe im Wagen. Die Nacht kann kommen. 22.00 Uhr, Motor und Gasheizung wärmen den Innenraum bis auf 20 Grad auf. Draußen ist es 12 Grad Minus. Schlafenszeit. Sonntag, 5.00 Uhr früh: Der gelbe Halbmond scheint mit kalten Licht durch die Fenster. Draußen ist es 18 Grad unter null, acht Grad plus sind's drinnen. Ich schalte den Ventilator der Gasheizung in den zweiten Gang. Dazu lasse ich den Motor an. Mit meinem Frühstücktee und einer Stunde voller Heizleistung bringe ich den Raum auf 14 Grad plus. An diesem kalten Sonntag fahre ich in das nächste kleine Dorf: Biberwier. Das selbe Gebirge habe ich Ende August im letzten Jahr bestiegen. Heute kaufe ich nur ein Halbtags-Ticket - bis 13.00 Uhr. Meine Knochen werden älter: Am Valentine's Tag, in zwei Wochen, feiere ich meinen 57 Geburtstag.. Eine Chinesische Fertigsuppe, Kaffee und Kekse geben mir Kraft, Heim zu fahren. Der Verkehrsstau Richtung München ist noch nicht so dicht. Als ich Heim komme und das Auto vor der Tür parke, kommt auch Mimamai gerade mit ihrem Fahrrad heim. Sie hat einen Wochenendkurs besucht für ihre Arbeit: ''Wie rette ich Leben?'' Ich bewundere ihre Disziplin. So dankbar fühle ich mich für alle ihre Liebe. In Stresszeiten, im Zahnarztstuhl oder im eiskalten Sessellift, der mich auf den Morgengipfel bringt, hypnotisiere ich mich mit der tröstlichen Vorstellung: "Wir liegen im Bett. Sie wärmt meinen Bauch mit ihrem Hinterteil." |